18.11.2019
Medien auf Abwegen?
Prof. Sigmund Gottlieb

Zum Thema "Medien auf Abwegen" hatte der Aktionskreis für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. am 18. November 2019 einen der profundesten Kenner der deutschen Medienbranche als Referenten eingeladen: Prof. Sigmund Gottlieb.
Vorsitzender Tobias Kurzmaier begrüßte den Referenten des Abends auf das Herzlichste. Prof. Sigmund Gottlieb war 22 Jahre lang Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks. Vor seiner Zeit beim BR hat er Politische Wissenschaften, Geschichte und Germanistik studiert, arbeitete für den Münchner Merkur und das ZDF, u.a. als Moderator des heute-journals. Heute ist er Honorarprofessor an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden.
In seinem 45-minütigen Vortrag ging Prof. Gottlieb u.a. auf die Gründe ein, warum seriöse Journalisten, Presse und Medien bei den Bürgern immer mehr Vertrauen verlieren. "Wir Journalisten werden unserem eigenen hohen Anspruch nicht mehr gerecht und den Vertrauensverlust haben wir auch selbst mitverschuldet", so Gottliebs Analyse. An Beispielen, wo Journalismus größtenteils schief gelaufen ist, nannte er u.a. die jahrzehntelange negative Berichterstattung über Europa, die US-Wahl 2016 und den Brexit. "Der Journalismus erklärt nicht mehr, immer weniger geht es um Sachverhalte", kritisierte der Professor. Ebenso thematisierte er die Phänomene Fake news und alternative Fakten, die Gottlieb zufolge allerdings nichts Neues sind und es früher auch schon bei z.B. der Kriegsführung gab. Bei den Sozialen Medien machte der frühere BR-Chefredakteur drei Dimensionen für sich aus: die segensreiche, die banale und die mit Hass gesäte. Am Ende unterbreite Sigmund Gottlieb einige Vorschläge zur Vertrauensrückgewinnung. U.a. forderte er, dass Meinung und Nachricht wieder eindeutiger getrennt werden, dass Journalisten wieder mehr vor Ort und nicht nur online recherchieren und v.a. dass sie den Mut haben müssen, ihre Arbeit deutlich transparenter für die Öffentlichkeit zu machen. Gottlieb schloss mit einem eindringlichen Appell an die Medien: "Wir haben heute leider zu wenige Qualitätsmedien in Deutschland. Erstklassige Information ist aber ein essenzieller Lebensbestandteil für uns. Wir brauchen dringend einen anderen, neuen Journalismus. Das ist eine der größten Bewährungsproben seit vielen Jahrzehnten."
Wie immer ein höchst aufmerksames Auditorium beim AKWPW. Hier in erster Reihe v.l.n.r.: Leitender Polizeidirektor Christian Weis, Polizeipräsident Hubertus Andrä, Helmut Radlmeier, MdL.
v.l.n.r.: Prof. Sigmund Gottlieb, Christina Ludwig (Beirat), Hans Fritz (Beirat), Gabriele Appel (Beirat), Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Hermann Harbeck (Beirat), Wolfgang Schichtel (Beirat), Wolfgang Durner (Beirat)
Erneut über 100 Gäste kamen zur Veranstaltung und füllten den Konferenzsaal im Landtag gut aus.