18. März 2025
Taiwan - Asiens erstaunliche Demokratie
Am 18. März 2025 konnte Vorsitzender Tobias Kurzmaier den Generaldirektor
der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland Dr. Ian-Tsing Joseph
Dieu als Referenten im Aktionskreis für Kultur, Wirtschaft, Politik und
Wissenschaft e.V. im Konferenzsaal des Bayerischen Landtags begrüßen. Dr.
Dieu referierte zum Thema: Taiwan - Asiens erstaunliche Demokratie. Taiwan
ist ein Land in Asien mit einem hohen Maß an Freiheit und Demokratie. Wenn
heute vom demokratischen Taiwan die Rede ist, wird gern vom „Leuchtturm der
Demokratie“ gesprochen. Die Demokratie ist auch der Grund dafür, dass Taiwan
zum weltweit führenden Land in der Entwicklung und Fertigung hochmoderner
Computerchips geworden ist, ohne die in der digitalen Welt nichts mehr
laufen würde. Zudem führt Taiwan die KI-Chip-Produktion weltweit an.
Dr. Ian-Tsing Joseph Dieu ist derzeit Generaldirektor, de facto
Generalkonsul, der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland im
Büro München. Die junge Demokratiebewegung in Taiwan und die Rechtsbeistände
der politischen Dissidenten inspirierten Dieu, ein Studium der
Rechtswissenschaften am College of Law der National Chengchi University in
Taiwan aufzunehmen. In Deutschland setzte er sein Jurastudium an der
Universität Heidelberg fort (LL.M.) und wurde in Freiburg zum Dr. iur.
promoviert. Vor seiner diplomatischen Laufbahn war Dr. Dieu u.a. am
Max-Planck-Institut für Internationales Strafrecht und Kriminologie in
Freiburg tätig, im Anschluss als Dozent an der Juristischen Fakultät der
Chungyuan Christian University, als Assistenzprofessor an der Chinese
Culture University Taiwan sowie schließlich als stellvertretender
Generaldirektor in der Hauptabteilung für Rechtsangelegenheiten im
Außenministerium Taiwans und später beim Nationalen Sicherheitsrat der
Republik China. Seine erste diplomatische Entsendung führte ihn zur
Welthandelsorganisation nach Genf. Seit März 2022 leitet er das Münchener
Büro der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland.
Der Vortrag von Dr. Dieu beleuchtete die Entwicklung Taiwans von einem
Zufluchtsort der Anhänger Chiang Kai-Sheks Ende der 1940er Jahre mit den
folgenden Jahrzehnten des Kriegsrechts bis zum Aufkeimen der
Demokratiebewegung und dem Ende des Autoritarismus, um schließlich zu einer
Demokratie zu werden. In jüngster Zeit ist Taiwan zu einem brandaktuellen
Thema geworden, das die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zieht. Taiwans
Demokratie und damit teilweise auch der Wohlstand der Welt sind bedroht,
denn Taiwan ist das Land, das von China in zunehmenden Maß militärisch
bedroht wird. "Taiwan darf kein zweites Ukraine werden", appellierte Dr.
Dieu und berichtete, dass sich das taiwanische Volk mit Waffenschulungen und
Erst-Hilfe-Kurse auf einen möglichen Überfall Chinas vorbereitet. In Taiwan
wäre der Leitsatz "Si vis Pacemaker, para bellum" ("Wenn du den Frieden
willst, bereite den Krieg vor") in der Gesellschaft tief verankert, so der
Generaldirektor.
Die internationale Wochenzeitung "The Economist" führt im aktuellen
weltweiten Demokratie-Index Taiwan auf Platz 12 von 167 Ländern. Deutschland
liegt auf Platz 13, China auf Platz 145. Taiwan muss derzeit 2,5 Millionen
Cyberangriffe aus China abwehren - täglich! Die Wirtschaft des Landes, das
flächenmäßig ungefähr so groß wie Baden-Württemberg ist, mit seinen rund 24
Mio. Einwohner ist erfolgreich und verzeichnete 2024 ein Wirtschaftswachstum
von +4,59%. Seit der Demokratisierung Taiwans 1996 lautet das Erfolgsrezept
des Landes Herrn Dr. Dieu zufolge "von der Freiheit zur Rechtsstaatlichkeit
zur Innovation". Für eine Überraschung in der Zuhörerschaft sorgte Dr. Dieu
mit dem Hinweis, dass Taiwan sich bei der Wieder- bzw. Neueinführung seiner
Verfassung von 1946, die die Weimarer zum Vorbild hatte, an der des
Freistaats Bayern orientiert hat. In der Verfassung Taiwans gibt es einige
Rechte und Aufgaben, die der bayerischen sehr ähneln. Eine signifikante
Parallele laut Dr. Dieu ist auch, dass es sowohl in Taiwan als auch
Deutschland das System der dualen Berufsausbildung gibt.
100 Mitglieder lauschten dem hoch interessanten und top aktuellen Vortrag.
v.l.n.r.: Andreas Goppel (Beirat), Staatsminister a.D. Dr. Thomas Goppel
(Ehrenvorsitzender), Gabriele Appel (Beirat), Generaldirektor Dr. Ian-Tsing
Joseph Dieu, Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Christina Ludwig
(Schriftführerin), Hermann Harbeck (Beirat), Hans Fritz (Beirat).