06. Mai 2019
„China – Chance oder Risiko für uns?“
1,364 Milliarden Menschen leben in China, dem einwohnerstärksten Land der
Welt. Und kaum ein Land ist derzeit so in Bewegung wie China. Einige
Experten wie Peter Frankopan, Professor für Weltgeschichte an der
Universität Oxford, sagen: „Das Zentrum der Welt hat sich verschoben. Wir
leben bereits im asiatischen Jahrhundert.“ Institutionen wie die New York
Post, das Waldorf-Astoria-Hotel und Warner Music gehören heute ganz oder
teilweise asiatischen Besitzern, Daimler fast zu einem Zehntel einem
chinesischen Investor. China investiert in Häfen in Sri Lanka,
Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken in Kenia, Tunnel durch das Himalaya-Gebirge
und Kohlekraftwerke in Pakistan. Europa ist dabei außen vor. Andere
Fachleute mahnen, dass China sich finanziell massiv übernimmt, der
Staatskapitalismus von Staatspräsident Xi an seine Grenzen stößt. Der Konsum
wächst nicht schnell genug, die Wohnungskosten steigen rapide an und die
staatlichen Investitionen sind ausgereizt. Im vierten Quartal 2018 hat sich
die chinesische Wirtschaft deutlich abgekühlt. 2017 gingen allein zwischen
China und Deutschland Waren im Wert von 188 Milliarden Euro hin und her.
Welche Abhängigkeit besteht zwischen den Ländern? Ist das riesige Reich eine
Chance für uns? Oder doch ein Risiko, wenn die Bundesregierung den
jährlichen Schaden, der deutschen Unternehmen durch Wirtschaftsspionage und
Konkurrenzausspähung entsteht, auf 100 Milliarden Euro schätzt und der
Verfassungsschutz rund 200.000 Mitarbeiter im Ministerium für
Staatssicherheit und in der Volksarmee zählt, die ausländische Unternehmen
aushorchen. Wie reagieren wir auf Verstöße gegen die Menschenrechte in einem
Land, in dem Google und Facebook vom Staat her abgeschaltet sind? Viele
interessante Fragen und daher war es höchste Zeit, dass im Aktionskreis
einmal über China geredet wird. Als Referenten trugen zwei absolute
China-Experten vor.
Vorsitzender Tobias Kurzmaier begrüßte als Referenten Prof. Dr. Heinrich von
Pierer und Prof. Dr. Hans van Ess und freute sich sehr über das prominent
besetzte Podium.
Prof. Dr. Heinrich von Pierer war Vorstandsvorsitzender und
Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG und ist heute sowohl
Honorarprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
als auch Unternehmensberater mit seiner Firma Pierer Consulting GmbH. Er
berichtete recht anschaulich aus seiner Zeit an der Spitze des Weltkonzerns
Siemens in den 1990er und 2000er Jahren, welche Erfahrungen er dabei in
China gemacht hat. von Pierer reiste damals viel, auch an der Seite von
Bundeskanzler Helmut Kohl, und traf sie alle, die Mächtigen Chinas vom
Staatspräsidenten bis zum Ministerpräsidenten. Er nannte als die zwei
wichtigsten Dinge aller chinesischen Staatsführungen der letzten Jahre und
auch für die Zukunft: 1. Frieden im Land. 2. Das Volk muss ausreichend zu
essen haben. Alles andere habe sich diesen zwei Hauptpunkten unterzuordnen.
Prof. Dr. Hans van Ess ist Lehrstuhlinhaber am Institut für Sinologie der
Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsident der Max Weber Stiftung.
van Ess erzählte von seinen zahlreichen Reisen nach China und den dort
gemachten Erlebnissen.
Dem Auditorium zeigte er eindrucksvolle Bilder u.a.
vom Konfuziuskongress 2014 anlässlich dessen 2565. Geburtstags und vom 120.
Geburtstag der Universität Peking, die im internationalen Ranking der besten
Unis weltweit nur einen Platz (Rang 31) vor der LMU (Rang 32) liegt.
Es ist erfreulich, dass der Konferenzsaal im Bayerischen Landtag bei
AKWPW-Veranstaltungen immer sehr gut gefüllt ist. Diesmal war fast kein
freier Platz mehr übrig.
v.l.n.r.: Christina Ludwig (Beirat), Helmut Six (Beirat), Gabriele Appel
(Beirat), Hans Fritz (Beirat), Wolfgang Schichtel (Beirat), Karen Otto
(Schriftführerin), Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Prof. Dr. Heinrich von
Pierer, Prof. Dr. Hans van Ess, Hermann Harbeck (Beirat)