18. Dezember 2017
Warum wir jetzt Ludwig Erhard
brauchen!
Zur letzten Veranstaltung im Vereinsjahr 2017 lud der Aktionskreis für
Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. wenige Tage vor Heilig Abend seine
Mitglieder und Gäste in den Konferenzsaal des Bayerischen Landtags ein. Das
Thema des Abends, das den Schlusspunkt für das Schwerpunktjahr Wirtschaft
setzte, lautete: "Warum wir jetzt Ludwig Erhard brauchen!" Als Referenten
konnte Vorsitzender Tobias Kurzmaier zwei absolute Ludwig Erhard-Experten
gewinnen: Dr. Luise Gräfin von Schlippenbach, ab 1946 Referentin im
Verwaltungsamt für Wirtschaft und Leiterin der Preismeldestelle sowie ab
1948 Referentin in der Presseabteilung Ludwig Erhards in der Verwaltung für
Wirtschaft in Hoechst am Main, und Dr. Ulrich Horstmann, Wertpapieranalyst
und Autor mehrerer Bücher zur Währungsreform, Sozialen Marktwirtschaft und
Ludwig Erhard.
Gräfin von Schlippenbach erinnerte in ihren Ausführungen an das
Erfolgsrezept des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und späteren
Bundeskanzlers Dr. Ludwig Erhard "So wenig Staat wie möglich!" Gräfin von
Schlippenbach gab Erhards Credo wieder: "Die Soziale Marktwirtschaft ist das
Sozialste, was es gibt. Der Staat hat sich nicht in das Privatleben der
Bürger einzumischen. Am Anfang muss immer die eigene Verantwortung des
Bürgers stehen." Seine frühere Pressereferentin charakterisierte Erhards
Handeln wie folgt: "Ludwig Erhard forderte die Bürger, ehe er sie förderte.
Und ganz wichtig war ihm: Maß halten - bei allem. Er verlangte von den
Bürgern zu sparen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war auch die Zeit, in der man
als Bürger nicht zum Staat ging. Man hatte auch nichts vom Staat zu
erwarten." Sehr anschaulich beschrieb Gräfin von Schlippenbach den Wandel in
den 1950er und 1960er Jahren. Ihr zufolge mochte Ludwig Erhard den Begriff
Wirtschaftswunder überhaupt nicht. Für ihn war es kein Wunder, sondern das
Ergebnis der getätigten Anstrengungen. Über Deutschland brach eine
regelrechte Fresswelle herein und zu Statussymbolen der neu erlangten
Prosperität wurden der Kühlschrank, der VW Käfer und Urlaub in Italien.
Sorgen macht sich Gräfin von Schlippenbach über das Hier und Heute: In der
Zeit Ludwig Erhards betrugen die Sozialausgaben des Gesamtetats der
Bundesregierung 25%, heute sind es 60%. Die Gräfin resümierte: "Das
unabdingbare Korrelat zum Staat ist die Soziale Marktwirtschaft. Heute ist
Deutschland aber kein Sozialstaat mehr, sondern ein Wohlfahrtsstaat und ein
Wohlfahrtsstaat kann auf Dauer nicht funktionieren."
Gräfin von Schlippenbach ist Jahrgang 1922 und hielt somit ihren Vortrag mit
95 Jahren 60 Minuten stehend und frei sprechend ohne Manuskript. Neben dem
traditionellen Gastgeschenk für Referenten im Aktionskreis, dem
AKWPW-Regenschirm, gab es für Dr. Luise Gräfin von Schlippenbach vom
Vorsitzenden Tobias Kurzmaier einen Blumenstrauß. Im Hintergrund ist Gräfin
von Schlippenbach in der Mitte des Fotos zu sehen, rechts außen
Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer.
v.l.n.r.: Helmut Six (Beirat), Wolfgang Durner (Beirat), Gabriele Appel
(Beirat), Dr. Luise Gräfin von Schlippenbach, Tobias Kurzmaier
(Vorsitzender), Dr. Ulrich Horstmann, Hans Fritz (Beirat), Christina Ludwig
(Beirat), Hermann Harbeck (Beirat)