23. März 2017
Soziale Wirtschaft in der Welt von morgen.
Einen erneut hohen Gast als Referenten konnte der Aktionskreis für
Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. bei sich im Bayerischen Landtag
begrüßen. Dr. Dr. h.c. mult. Hannes Androsch sprach zum
Thema "Soziale Wirtschaft in der Welt von morgen".
Hannes Androsch, 1938 in Wien geboren, war Bundesminister für Finanzen
(1970-1981) und Vizekanzler der Republik Österreich (1976-1981) in den
Regierungen Kreisky I bis IV. Bis heute gilt er als einer der
renommiertesten Politikgrößen in den Reihen der SPÖ. Der Großindustrielle
ist Verfasser umfangreicher Publikationen, Träger zahlreicher Auszeichnungen
und in seinem Selbstverständnis als Citoyen wirtschafts-, gesellschafts-,
kultur- und wissenschaftspolitisch vielfältig engagiert. Dr. Androsch
lieferte dem im Konferenzsaal bis auf den letzten Platz gefüllten Auditorium
einen klugen, umsichtigen Blick auf die aktuelle Weltwirtschaftslage.
Dabei appellierte er eindringlich an uns Europäer "Wir müssen auf der Hut
sein. Wir brauchen Geschlossenheit in Europa". Europa werde z.Z. regelrecht
"gesandwicht" zwischen US-Präsident Trumps "America first", Silicon Valley
und "Made in China 2025". "China ist endgültig als neue Supermacht neben den
USA erwacht", so Androsch. Nationalstaaterei und Protektionismus erteilt der
Vizekanzler a.D. eine klare Absage. Androsch gab zu bedenken, dass es wohl
künftig auch wieder mehr Handelskriege geben werde. Als Stichworte nannte er
Korea, Taiwan und den Konflikt zwischen den Atomwaffenmächten Pakistan und
Indien. Letzteren beschrieb er als "jederzeit auszubrechenden Vulkan".
Deutlich hart ins Gericht ging Androsch mit Europa und nahm dabei sein
Heimatland Österreich keineswegs aus: "Die Innovation ist der Schlüssel zur
Zukunft und Europa versagt hier ziemlich". Androsch mahnte an, Europa müsse
dringend seine Innovationsdynamik erhöhen und endlich mehr Geld in seine
Bildungssysteme investieren. Das EU-Förderprogramm für Bildungsinitiativen "Horizon
2020" nannte der SPÖ-Politiker "armselig". Bzgl. Afrika, wo die Bevölkerung
bis 2050 von heute 1,3 Mrd. auf 2,5 Mrd. Menschen steigen wird, wandte sich
Androsch gegen eine Art Marschallplan. Dieser hätte damals nach dem 2.
Weltkrieg in Deutschland funktioniert, weil er laut Androsch "der Treibstoff
für einen zwar am Boden liegenden, aber immer noch vorhandenen Motor war".
In Afrika bringt der Treibstoff Androsch zufolge aber nichts, weil es dort
nicht mal einen Motor gibt.
Abschließend erinnerte der Vizekanzler a.D. die Zuhörer, dass es nicht nur
eine Bringschuld der Politik, sondern auch eine Holschuld an Information und
Aufklärung seitens der Bürger, der Wähler gibt. "Nur wenn beides parallel
erfolgt, funktioniert Demokratie", so Androsch. Der Satz, den er am meisten
hasst, "Ich kann eh nichts machen", ist laut ihm eine einzig faule Ausrede.
Die Vorstellung von Vizekanzler a.D. Dr. Dr. h.c. mult. Hannes Androsch
übernahm der österreichische Konsul für Handelsangelegenheiten in Bayern und
Baden-Württemberg Dr. Michael Scherz, Mitglied des Aktionskreises.
Auch für den früheren stellvertretenden österreichischen Bundeskanzler gab
es vom Vorsitzenden Tobias Kurzmaier das traditionelle Gastgeschenk, den
AKWPW-Regenschirm in den Farben der Landeshauptstadt München.
v.l.n.r. Andreas Goppel (Beirat), Christina Ludwig (Beirat), Hans-Georg
Augustinowski (Schatzmeister), Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Vizekanzler
a.D. Dr. Dr. h.c. mult. Hannes Androsch, Gabriele Appel (Beirat), Hans Fritz
(Beirat), Hermann Harbeck (Beirat), Helmut Six (Beirat), Konsul Dr. Michael
Scherz
So voll war es seit drei Jahren nicht mehr beim Aktionskreis. 130 Gäste
verfolgten interessiert den Vortrag von Vizekanzler a.D. Dr. Dr. h.c. mult.
Hannes Androsch.