18.Juli 2013
"Ist Europas Schwäche Deutschlands Stärke?"
lautete die Kernfrage, die Vorsitzender Tobias Kurzmaier dem Referenten der
letzten Veranstaltung vor der Sommerpause, Herrn Ministerpräsidenten a.D.
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf im Konferenzsaal des Bayerischen Landtags stellte.
Biedenkopf, von 1990 bis 2002 Ministerpräsident des Freistaates Sachsen,
beantwortete sie mit einem klaren Nein. Auch wenn es derzeit auf manchen so
wirke, dass Deutschland der einzige Primus in Europa sei, stimmt das laut
Biedenkopf nicht. Den skandinavischen Ländern gehe es z.B. ebenso gut und
Deutschland als Fels in der Brandung zu bezeichnen, ist übertrieben, so der
Ministerpräsident a.D. Was Deutschland allerdings deutlich von den meisten
anderen europäischen Ländern zu seinem Vorteil unterscheidet, ist seine
starke Wirtschaftsverfassung, die auf Ludwig Erhard zurückgeht. Das wäre der
große Pluspunkt, von dem Deutschland profitiert und den Länder wie z.B.
Frankreich oder Italien nicht haben, so Biedenkopf. Der Professor stellte
eine "Denkkrise" in Deutschland fest und forderte mehr "Mut zum Handeln".
"Was können wir aus unserer Verantwortung tun?" fragte Biedenkopf. Er schlug
vor, dass deutsche Unternehmen und Privatpersonen mehr in derzeit schwachen
Ländern wie Griechenland und Spanien investieren sollten. Eine Art neuer
Marshallplan ist laut Biedenkopf für Krisenländer in der EU notwendig.
In der anschließenden Diskussion hinterfragten einige Besucher diesen
Vorschlag etwas kritisch mit dem Hinweis, dass man sich bei Ländern wie
Griechenland doch einfach nicht sicher sein könnte, wo das investierte Geld
letztendlich landet. Biedenkopf forderte, Griechenland und seinen Bürgern
wieder mehr zu vertrauen und sie nicht zu misstrauisch oder gar arrogant zu
behandeln. Eine weitere Frage an Prof. Biedenkopf betraf seine Einschätzung
nach einem möglichen Beitritt der Türkei zur EU. Das beantwortete der
Ministerpräsident a.D. recht rasch, dass sich das seiner Meinung nach
erledigt habe.
Auf dem Bild v.l.n.r. Staatsminister a.D. Dr. Thomas Goppel, MdL (Sprecher
des Beirats), Martin Goppel (Mitglied des Beirats), Ministerpräsident a.D.
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Vorsitzender Tobias Kurzmaier, Oliver Jörg, MdL
(Vorsitzender des Hochschulausschusses im Bayerischen Landtag) und
Schatzmeisterin Elvira Holzmayr.